Ensembles
Von hier aus könnt ihr entweder alle Ensembles nacheinander durchscrollen, oder über die Kacheln gezielt zu einzelnen Stücken springen.
Robert Schumann: Wenn ich ein Vöglein wär'
Ensemble 1
Tschaikowsky: Bez pory, da bez vremeni
Ensemble 2
Gesualdo: Resta di darmi noia
Ensemble 3
Johann Hermann Schein: Wende dich, Herr
Ensemble 4
Claudio Monteverdi: Lasciatemi morire
Ensemble 5
Robert Schumann: Wenn ich ein Vöglein wär (Drei zweistimmige Lieder, op. 43, Nr. 1)
Ensemble 1
Klavier und Sopran: Marie Matthies, Alt: Susanne Asenkerschbaumer
Robert Schumann: Wenn ich ein Vöglein wär (Drei zweistimmige Lieder, op. 43, Nr. 1)
Ensemble 1 – Version 1
Klavier und Sopran: Marie Matthies, Alt: Susanne Asenkerschbaumer
Bei dieser Version haben Marie und Susanne ihre Stimmen getrennt voneinander aufgenommen, jeweils mit der Klavierbegleitung im Ohr, und sie danach zusammengeschnitten. Dabei konnten sie nicht so gut aufeinander eingehen, die einzelnen Stimmen kommen aber besser zur Geltung.
Robert Schumann: Wenn ich ein Vöglein wär
Ensemble 1 – Version 2
Klavier und Sopran: Marie Matthies, Alt: Susanne Asenkerschbaumer
Bei dieser Aufnahme haben Marie und Susanne – zur zuvor aufgenommenen Klavierbegleitung – ihre Stimmen gleichzeitig und gemeinsam eingesungen. Die einzelnen Stimmen sind etwas undeutlicher zu hören als bei Version 1, dafür konnten beim Zusammensingen Phrasierung, Artikulation, Atmen und dynamische Gestaltung besser aufeinander abgestimmt werden.
Robert Schumann: Wenn ich ein Vöglein wär
Ensemble 1 – Outtakes
Klavier und Sopran: Marie Matthies, Alt: Susanne Asenkerschbaumer
Die Sache mit der Aussprache…
Alle Ensembles haben bei ihren Präsenzproben viel miteinander gelacht.
Tschaikowsky: B’ez pory, da b’ez vr’em’eni
Ensemble 2
Sopran 1: Gisela Govaart, Sopran 2: Anastasiia Sidorkina, Alt 1: Lisa Keimburg, Alt 2: Rosa Öktem
In Tschaikowskys „Bez pary“ klagt eine junge Frau darüber, wie ihr „eifersüchtiger Mann“ ihr die Freude und die Freiheit nimmt. Es handelt auf zwei Ebenen von Gefangenschaft: Neben dem buchstäblichen Eingesperrt-Sein im Haus spiegelt es – gekleidet in romantische Naturbilder – auch den Freiheitsentzug in einer patriarchalen Gesellschaft, in der Frauen von Männern abhängig sind und es ihnen nicht gestattet ist, eigenständig ihr Leben zu gestalten. Wie schon bei Schumann wird auch hier der Vogel zum Symbol für eine Freiheit, die man selbst nicht hat.
Tschaikowsky: Bez pary, da bez vremeni
Ensembles 2
Sopran 1: Gisela Govaart, Sopran 2: Anastasiia Sidorkina, Alt 1: Lisa Keimburg, Alt 2: Rosa Öktem
Eindrücke: Wie war das Ensemble-Singen für euch?
[Lisa:] Es war so schön, endlich wieder gemeinsam zu atmen, aufeinander zu achten, zusammenzufinden und Musik-Gänsehaut zu erleben. Das können virtuelle Projekte – so sehr ich sie als vorübergehende Alternative schätze – in dieser Form nie ersetzen. Ich hatte den Eindruck, dass wir alle vier im Verlauf der Probe immer euphorischer geworden sind. Wir haben vor allem gegen Ende der Probe so viel zusammen gelacht und plötzlich war da wieder ganz viel Leichtigkeit in mir.
[Gisela:] Es hat uns viel Zeit gekostet, einen schönen Platz zum Singen zu finden, weil überall viele Leute waren und wir Angst hatten, jemanden zu stören. Am Ende ist es aber natürlich immer so, dass alle, die vorbeilaufen, es super finden zuzuhören.
Wir haben viele unterschiedliche Aufstellungen versucht, um uns trotz Abstand gut gegenseitig hören zu können. Am besten hat es funktioniert, mit den Rücken zueinander im Kreis zu stehen. Das auszuprobieren hat richtig Spaß gemacht, und wir haben und auch mit der Umgebung auseinandergesetzt: was passiert z.B., wenn wir näher dran oder weiter entfernt von den uns umgebenden Mauern stehen?
Es hat so viel Spaß gemacht, endlich mal wieder zusammen singen zu können, dass wir fast 2 Stunden ohne Pause gesungen haben, und dann, obwohl alle müde waren, wollten wir trotzdem gar nicht mehr aufhören.
[Anastasiia:] Es war so schööööön, nach der langen Pause wieder live zu singen und im Freien! Und auch so gut, dass wir diese Aufstellung gefunden haben: Rücken zu Rücken. So haben wir uns unglaublich gut gehört, da wir zwischen zwei Wänden gestanden haben, und unglaublich gut gespürt.
Für mich war es auch schön mit Leuten ein russisches Stück singen zu können, da ich schon lange nicht mehr zu Hause war. Und das ist eigentlich mein Traum: in so einem kleinen Ensemble zu singen, wo jeder solistisch auftritt und die ganze Verantwortung für die Stimme hat, und gleichzeitig auch das Gefühl von zusammen atmen und ein Organismus zu sein entsteht. Das ist für mich persönlich das höchste musikalische Erlebnis!
Carlo Gesualdo di Venosa: Resta di darmi noia (Il libro sesto di madrigali)
Ensemble 3
Sopran: Luise Neumann-Cosel, Mezzosopran: Almut Röhrborn, Alt: Carolin Rindfleisch, Tenor: Peter Thomassen, Bass: Christoph Schliski
Nicht nur textlich passt „Resta di darmi noia“, das von Resignation, Verlassenheit und Hoffnungslosigkeit erzählt, ins Inside || Outside-Programm. Auch Gesualdos Musik, mit ihrem starkem Ausdruck, dem Kontrastreichtum und den oft ungewöhnlichen harmonischen Verbindungen vermittelt diese Zustände eindrücklich. Zuletzt passt außerdem die Biographie des Komponisten ins Programm: Gesualdo, der 1590 seine Frau und deren Liebhaber ermordete, wäre nach heutigen Maßstäben ein Straftäter und hätte wahrscheinlich einen großen Teil seines Lebens im Gefängnis verbracht.
John Bennet: Weep, O Mine Eyes
Carlo Gesualdo di Venosa: Resta di darmi noia (Il libro sesto di madrigali)
Ensemble 3 – Outtakes
Die Vorlesefunktion des PDF-Readers singt das Stück fast genauso schön.
J. H. Schein: Wende dich, Herr, und sei mir gnädig
Ensemble 4
Sopran: Anna Sawall, Mezzosopran: Nathalie Mälzer, Alt: Afra Heil, Tenor: Moritz Noll, Bass: Florian Schrickel
„Siehe an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünde“: Das sechste „Geistliche Madrigal“ aus Johann Hermann Scheins „Israelsbrünnlein“ stellt eine Bitte um Gnade und Vergebung dar. Schein vertont den Text abschnittweise in einer bildlichen, ausdrucksstarken musikalischen Sprache. Die Bitte um Vergebung und Erlösung, die in rhetorisch geprägten Motiven in insistierenden Wiederholungen vorgetragen wird, steht dabei kontrastreich der dunklen, flächigen Beschreibung des elenden, jammervollen Zustands gegenüber.
Das Ensemble hat das Stück gemeinsam im Freien geprobt, die Aufnahme ist dann separat digital entstanden.
Eindrücke: Was bedeutete das Ensemble-Singen für euch?
[Florian:] Das gemeinsame Proben im digitalen Raum hat mich leider bis zum Ende nicht abholen können. Viele „Projekte“ habe ich deshalb nur halbherzig verfolgt und schließlich auch nicht realisiert, obwohl sich der Vorstand große Mühe gegeben hat, uns während des Lockdowns weiterhin als Chor beteiligen zu können.
Als dann im späten Frühjahr in Aussicht gestellt wurde, auch in einem kleinen Ensemble singen und sich dafür möglicherweise sogar einmal treffen zu können, war meine Aufmerksamkeit geweckt. Dem Vorbereiten und Einstudieren des Psalms zu Hause wurde auf einmal eine besondere Bedeutung zuteil: da die Möglichkeiten eines Treffens rar waren, sollte das kleine Stück bestmöglich sitzen. Und das tat es auch: Beim gemeinsamen Treffen am Ufer des Liezensees durften wir an einem Nachmittag die Feinabstimmung Proben. Ich kann ohne Übertreibung sagen, dass es ein besonderer Tag war auf den ich mich die ganze Woche freute. Es klingt vielleicht albern, aber da das gemeinsame Proben ein corona-technisches „no go“ war, hatte das kurze gemeinsame Singen an der frischen Luft mit reichlich Abstand einen ganz eigenen Zauber. Obwohl auch weiterhin körperlicher Abstand einzuhalten war, konnten wir uns das gegenseitige Zuhören, Ansehen und der Polyphonie des Psalms an sich doch nahe kommen. Sich die Bitte „Wende dich Herr, und sei mir gnädig“ gesanglich weiterzureichen hat uns die Distanz genommen, die uns den Alltag über umgab. Und für eine kurze Zeit waren wir ein Ensemble – und das sogar mit einigen ZuhörerInnen.
Es ist schwierig jemandem die Gefühle und Energie beim chorischen Singen zu erklären und zu schildern, der dies selbst nicht kennt. Aber vielleicht wird es deutlicher wenn ich die Frage stelle: „Wie gut lässt sich alleine Fußballspielen?“
Mit geöffnetem Herzen, viel Hoffnung auf bessere Zeiten und perfekt auf den Sommer eingestimmt, verließen wir schließlich das Seeufer und machten uns einzeln auf ins Wochenende.
Monteverdi: Lasciatemi morire (Lamento d’Arianna, No. 1; Il sesto libro de madrigali)
Ensemble 5
Sopran: Joanna Bars, Mezzosopran: Evelin Kubitschek, Alt: Natalja Joselewitsch, Tenor: Nikolaus Scheffel, Bass: Christoph Sprung
Die fünfstimmige Version des Lamento d’Arianna veröffentlichte Monteverdi 1614 in seinem sechsten Madrigalbuch. Ursprünglich stellte es eine Szene der Oper L’Arianna dar, von der bis auf das Textbuch und die Bearbeitungen des Lamento heute allerdings nichts mehr erhalten ist. Nachdem die Protagonistin Arianna von ihrem Geliebten Teseo zurückgelassen wurde, versucht sie, sich im Meer zu ertränken, wird aber von Fischern gerettet. Mit „Lasciatemi morire“ bittet sie darum, sie sterben zu lassen, da sie in ihrem großen Leid nicht mehr getröstet werden kann. Das Stück symbolisiert im Kontext von „Inside || Outside“ das Gefangensein in der eigenen Gefühlswelt in emotionalen Extremsituationen: Die Verzweiflung, das Leid und der Verlustschmerz überwältigen die Sinne, Aufmerksamkeit für die Außenwelt ist kaum mehr möglich.
Gideon Klein: Bachuri Le’an Tisa
Ensemble 6
Sopran: Katharina Hajek, Bettina Otte, Amelie Festag; Mezzosopran: Tina Heizmann, Sophia Cramer, Nora Friedel; Alt: Aiko Okamoto, Bettina Kohls, Beatrix Reiter
Die fünfstimmige Version des Lamento d’Arianna veröffentlichte Monteverdi 1614 in seinem sechsten Madrigalbuch. Ursprünglich stellte es eine Szene der Oper L’Arianna dar, von der bis auf das Textbuch und die Bearbeitungen des Lamento heute allerdings nichts mehr erhalten ist. Nachdem die Protagonistin Arianna von ihrem Geliebten Teseo zurückgelassen wurde, versucht sie, sich im Meer zu ertränken, wird aber von Fischern gerettet. Mit „Lasciatemi morire“ bittet sie darum, sie sterben zu lassen, da sie in ihrem großen Leid nicht mehr getröstet werden kann. Das Stück symbolisiert im Kontext von „Inside || Outside“ das Gefangensein in der eigenen Gefühlswelt in emotionalen Extremsituationen: Die Verzweiflung, das Leid und der Verlustschmerz überwältigen die Sinne, Aufmerksamkeit für die Außenwelt ist kaum mehr möglich.
Von guten Mächten (Text: Dietrich Bonhoeffer, Melodie: Otto Abel, Arrangement: Henri Raeck)
Ensemble 7
Tenor 1: Jörg Konetzki, Peter Thomassen, Carolin Rindfleisch; Tenor 2: Daniel Schad, Christoph Dreyer, Bernhard Jirku; Bass 1: Henri Raeck; Bass 2: Andreas Schneider
Das Gedicht „Von guten Mächten“ findet sich in einem Brief Dietrich Bonhoeffers, den er kurz vor seinem Tod um Weihnachten 1944 aus der Gestapo-Haft an seine Familie schrieb. Trotz der menschenunwürdigen Haftbedingungen, der Isolation und Einsamkeit und der Aussichtslosigkeit seiner Lage fühlte er sich „von guten Mächten wunderbar geborgen“. Für Inside || Outside singen wir einen Männerchor-Satz über diesen Text auf der Melodie von Otto Abel, den Henri Raeck (mus. Assistent bei Cantus Domus) komponiert hat. Idee und Ziel des Satzes war es, den Text bei durch die Stimmen wandernder Melodie möglichst direkt durch Harmonik und Dynamik zu reflektieren und zu interpretieren.